#10 - Wie wähle ich gute nachhaltige Fonds aus?
Auch bei der Geldanlage willst du vielleicht für deine Werte einstehen und nur ethisch und nachhaltig investieren. Zwar gibt es mittlerweile zahlreiche nachhaltige Fonds und ETFs, doch spätestens seitdem ein Greenwashing-Skandal nach dem anderen die Finanzbranche erschüttert, fragst du dich vielleicht auch - wie finde ich denn jetzt gute nachhaltige Fonds? In diesem Artikel gebe ich dir eine kurze Anleitung an die Hand, mit der du im Dschungel der nachhaltigen Geldanlagen Klarheit behältst.
Übrigens entstand dieser Beitrag aufbauend zu einem Artikel, den ich für das Magazin von The Generation Forest geschrieben habe. Darin zeige ich, was du beim Investieren generell beachten solltest und wie Impact Investings in deine Geldanlage integrieren kannst. Hier geht's zu diesem Artikel.
Was heißt
Nachhaltigkeit für dich?
Bevor ich dir Antworten geben kann, muss ich dir leider erstmal eine Frage stellen: Was heißt Nachhaltigkeit für dich? So sehr ich absolut der Typ für klare Ansagen bin, komme ich bei diesem Thema leider nicht um ein wenig Wischiwaschi herum.
Nachhaltigkeit kann viele Dimensionen haben - teilweise auch widersprüchliche. Auf der einen Seite stehen die ökologischen Ziele wie die Bekämpfung von Klimawandel und Umweltverschmutzung sowie der Erhalt von Biodiversität. Zudem hat Nachhaltigkeit für die meisten auch eine soziale Komponente und Ziele wie die Bekämpfung von Armut und Hunger, Chancengleichheit und Frieden spielen eine große Rolle.
Sobald dir klar ist, in welche Richtung(en) du etwas mit deiner Geldanlage bewirken möchtest, stellt sich die Frage, wie genau du etwas bewirken kannst.
Nachhaltige Aktien, Aktienfonds und ETFs
Als chancenorientierte*r Investor*in sind nachhaltigen Aktienfonds oder ETFs für dich am wichtigsten. Bei Aktien(-fonds) gibt es zwei Ansätze, Nachhaltigkeit zu integrieren:
- Ausschluss von nicht nachhaltigen Unternehmen
- Shareholder-Engagement
Der erste Punkt ist selbsterklärend - der Fonds (oder auch du selbst) kauft einfach nur Aktien von grünen Unternehmen, nicht von kontroversen Titeln wie Umweltverschmutzer oder Rüstungsherstellern. Gute Einblicke in Fonds gibt z.B. die die Plattform fairefonds.
Mit dem Erwerb von Aktien wirst du bzw. dein Fonds auch (Teil-)Eigentümer (Shareholder) des jeweiligen Unternehmens. Damit gehen gewisse Pflichten, aber vor allem auch Rechte einher. Shareholder dürfen bei Eigentümer-Versammlungen zu wichtigen Fragen abstimmen und sogar Plätze im Aufsichtsrat besetzen. Außerdem ist die Geschäftsführung des Unternehmens verpflichtet, den Shareholdern zu Fragen Auskunft zu geben. Dadurch kann ein Fonds aktives Engagement bei den Unternehmen betreiben, in die er investiert, und zum Beispiel Aufarbeitung von einem Unfall fordern, bei dem Menschen oder die Umwelt zu Mitleidenschaft gezogen worden sind.
So selbsterklärend es ist, einfach nicht in die unnachhaltigen Unternehmen zu investieren - im Fachjargon Divestment genannt - leider arbeitet der Kapitalmarkt so "effizient", dass sobald ein Investor die Aktien von braunen Unternehmen abstößt, diese auch instantan von einem anderen Käufer abgenommen werden. Das gleiche gilt andersherum, wenn ein Investor - du zum Beispiel - jetzt die Aktien von nachhaltigen Unternehmen kaufen möchte.
Viel effektiver - und damit interessanter für dich als nachhaltige*r Investor*in - ist das Thema Engagement wie wir z.B. von Fabiola Schneider, PhD Candidate an der UCD und Sherpa beim Sustainable Finance Forum der EU, in Folge 18 im Finance 4Future-Podcast gehört haben. Doch welcher Fonds engaged denn wie viel? Dazu gibt es leider kaum Daten, bisher veröffentlichen nur manche Anbieter entsprechende Berichte. Was man allerdings sagen kann: aktive Fonds betreiben tendenziell mehr Engagement als ETFs (Von welchem Geld soll das bei den geringen ETF-Gebühren auch bezahlt werden?). Allerdings betreibt auch nicht jeder aktive Fonds Engagement. Hierzu kannst du den einzelnen Fondsanbietern eine E-Mail schicken - oder dich auf die Fondsempfehlungen in unserer Beratung stützen. Eine zumindest grundlegende Ressource ist der ShareAction-Report zum Voting-Verhalten der verschiedenen Fondsfirmen. Blackrock und Vanguard als zwei der ganz großen ETF-Provider performen wie zu erwarten schwach.
Wenn du in Einzelaktien investierst, hast du ebenfalls die Möglichkeit dich an ShareAction zu wenden. Diesen kannst du die Stimmrechte für deine Aktie abtreten, ShareAction vereint dann die Stimmen tausender Kleinanleger:innen und tritt in deren Namen für mehr Nachhaltigkeit ein.
Fazit
Nachhaltig ist nicht gleich nachhaltig. Auf Greenwashing folgt Impact-Washing. Um dabei Überhand bei deiner persönlichen Geldanlage zu behalten, dafür brauchst du dich nur an einfache Grundsätze zu halten (die dir die Fondsanbieter so leider nicht an die Hand geben).
Achte bei deinen Akienfonds darauf, dass sie aktives Engagement betreiben. Wie das funktioniert kannst du in unserer 17. Podcast-Folge hören, bei der wir ein super Beispiel dafür zu Gast haben.
Hat dir dieser Beitrag Fragen beantwortet oder Anregungen gegeben? Lass es uns wissen in der Kommentar-Funktion unten!
Liebe Grüße
Dein Nik von
Finance 4Future
P.S.: Du solltest beim Investieren immer deine persönliche Risikoneigung beachten. Das kannst du tun, indem du dein chancenorientiertes Investment mit einem sicherheitsorientierten Baustein wie z.B. Anleihenfonds ergänzt. Deine persönliche Risikoneigung und das für dich ideale Portfolio kannst du am besten in Zusammenarbeit mit einem*r Anlageberater*in ermitteln - für's Erste kannst du dich aber vielleicht an einer Faustregel orientieren: Aktienquote = 100-[Alter].