#13 - Was passiert auf den Hauptversammlungen der Konzerne?

17.08.2022


Und wie mit Aktionärsrechten etwas bewirkt werden kann beim nachhaltig Investieren...

Gesetzlich verpflichtend muss das Management eines Unternehmens jährlich die Aktionär:innen über das Geschäftsjahr informieren und Beschlüsse fassen wie die Wahl des Aufsichtsrats und wie der Gewinn verwendet werden soll und wie hoch daraus auch die Dividende an die Anleger:innen ausfallen soll. Hier können auch nachhaltige Fonds und Investor:innen aktiv werden und den zukünftigen Kurs des Unternehmens beeinflussen, was effektiver ist, als einfach nur noch in grüne und nicht mehr in nicht so nachhaltige Unternehmen zu investieren1.

Teilnahmeberechtigt zur Hauptversammlung sind alle Halter von Stammaktien, also "normalen" Aktien mit Stimmrecht - auch du, wenn du nur eine einzige Aktie eines Unternehmens hältst. Allerdings gibt es gewisse Hürden, um dort dann auch über die einfache Abstimmung zu den Tagesordnungspunkten abzustimmen hinaus aktiv zu werden. Das macht auch die Bündelung von Stimmrechten durch Fonds oder Stimmrechts-NGOs wie ShareAction sinnvoll. Doch was sind nun die einzelnen Wege, auf der Hauptversammlung etwas zu bewirken?


1) Tagesordnungspunkte (nicht) entlasten

Die Tagesordnung gibt die Struktur der Hauptversammlung vor und muss den Aktionär:innen dreißig Tage zuvor zur Verfügung gestellt werden. Die einzelnen Punkte müssen per Abstimmung "entlastet", also quasi abgenickt werden. Zentral ist die Entlastung des Vorstands (also der Geschäftsführung), des Aufsichtsrats sowie des Jahresberichts.

2019 wurde CEO von Bayer wegen des Kaufs von Monsanto nicht entlastet. Das blieb allerdings folgenlos außer, dass er seinen Vertrag 2024 nicht verlängern wird. Das Management der Großbank Credit Suisse bleibt nach dem diesjährigen Voting allerdings weiterhin persönlich haftbar für Fehlentscheidungen aus dem Geschäftsjahr 2020. Auch die Ablehnung des Vergütungsberichts des britischen Verlags Informa vom Juni hat Folgen: Mit 72 % der Stimmen erzwangen die Aktionäre eine neue Entlohnungspolicy sowie sieben Neubesetzungen im Management.


2) Beschlussvorlagen einreichen

Zusätzlich können Aktionäre selbst Tagesordnungspunkte einbringen. Dies ist je nach Land mit verschiedenen Hürden verbunden. In den USA können z.B. schon ab einem Aktienwert von $25.000 Beschluss-vorlagen eingebracht werden. Während z.B. in den USA eine Beschlussvorlage bei 50 % der Stimmen als angenommen gilt, aber lediglich beratenden Charakter hat, braucht es z.B. in UK 75 %, was aber rechtlich bindend für das Management ist.

Berühmtestes Beispiel ist wohl die Gründungsgeschichte der NGO ShareAction 2009: Aktionär:innen der Ölkonzernte BP und Shell schlossen sich mit Umwelt-NGOs zusammen, um gegen die kritischen Ölsandextraktionen zu arbeiten. Zunächst erzwang man die Analyse und Veröffentlichung finanzieller, ökologischer und sozialer Risiken, bis Shell 2017 sogar komplett aus dem Geschäft ausstieg. Weitere Fälle sind in Datenbanken von Shareaction, der australischen ACCR, dem Investoren-Netzwerk Ceres sowie dem Manhatten Institute zu finden.


3) Gegenanträge stellen

In Deutschland gibt es zusätzlich noch ein drittes Instrument des Engagements. Mit Gegenanträgen lässt sich allerdings eher symbolisch Stellung zu Kontroversen beziehen, da diese nicht beschlussfähig sind und somit nicht in der Hauptversammlung zur Abstimmung gebracht werden.


Unterjähriges Engagement

Nicht zu unterschätzen ist auch der kontinuierliche Dialog mit den investierten Unternehmen:

Als Kapitalgeber stellen Investoren eine der wichtigsten Stakeholder dar, die bei den Investitionsobjekten (Unternehmen, aber auch Staaten!) Gehör finden wie kein anderer.

Insbesondere in Kooperation mit NGOs, die fachliche Expertise und zeitliches Engagement beisteuern, können so das ganze Jahr über Unternehmen beeinflusst und Kontroversen aufgearbeitet werden. So wurde z.B. Namibia dazu gebracht, der Konvention gegen Biowaffen beizutreten!

All das kannst du mit deiner Geldanlage bewirken! Am einfachsten ist wohl, bei der Auswahl der Fonds für deine Geldanlage direkt darauf zu achten, ob diese aktives Engagement betreiben. Das ist mit nachhaltigen ETFs leider nicht möglich, da dort jede Form des Engagements als Kostenstelle betrachtet im Preiskampf unter den ETF-Anbietern möglichst abgebaut wird.

Doch wie kommt man an die Information? Das ist leider gar nicht so einfach und hat auch uns einige Tage Nachforschungen gekostet. Die Ergebnisse haben wir in die F4F-Musterportfolien fließen lassen, die du als Exklusiv-Abonnent:in unseres Podcasts zur Verfügung gestellt bekommst oder natürlich auch im Rahmen unserer Anlageberatung.


Auch in unserem neuen Newsletter teilen wir 1x/Monat komplett kostenfrei spannende Einblicke. Trage dich jetzt HIER ein und verpasse nicht die August-Ausgabe!


Dein Niklas