#20 - Unser erster Impact Report: Ein persönlicher Erfahrungsbericht (3/4)

05.03.2023

In den letzten zwei Beiträgen haben wir uns angeschaut, wie tatsächliche Wirkung durch nachhaltig Investieren überhaupt entsteht und welche konkreten Fragen wir unseren Fonds gestellt haben. Welche Rückmeldung haben wir nun erhalten? 

Ethius und Wiwin antworteten mir binnen weniger Tage (wir arbeiten auch recht eng mit beiden zusammen). Ethius stellte den aktuellen Entwurf des hauseigenen Impact Reportings (eines der wenigen, das in die Richtung meines Verständnisses von tatsächlicher Wirkung geht) noch vor Veröffentlichung bereit.

Wiwin lieferte (auf Nachhaken) eine detaillierte Liste mit den Unternehmen, bei denen an Kapitalerhöhungen in welcher Höhe teilgenommen wurde (=Wirkungskanal für Small Cap-Fonds, die in kleinere Unternehmen investieren).

Das Asset Management der Erste antwortete knapp aber ausreichend auf die Fragen rund um Engagement, wollte mir aber trotz Rückfrage bei den Kapitalerhöhungen nicht mehr Informationen geben außer, dass deren drei Cleantech-Fonds unter gleichem Management insgesamt €30 mio. an Kapitalerhöhungen beteiligt waren und von den Unternehmen "unter anderem für die Entwicklung neuer Technologien (Speicher-Technologien, Smart Grid, Wasserstoff) aber auch für den generellen Ausbau erneuerbarer Energien (Wasser, Wind, Solar)" verwendet wurde.

Die größeren Häuser Triodos und Nordea brauchten etwas länger, gaben aber ebenso wie Robeco, die bereits nach 9 Tagen antworteten, durchaus umfassende Rückmeldung.

Triodos und Robeco machten ihr komplettes Stimmrechtverhalten öffentlich. Nordea überraschte noch positiver mit gezielter Beantwortung meiner Frage, was die ihrer Meinung nach wichtigsten Abstimmungspunkte auf den Hauptversammlungen waren, ging dann aber nicht tiefer ins Detail, was deren Ergebnisse waren. Das dürfte allerdings für Interessierte auf den Protokollen der Versammlungen auffindbar sein.

Der deutsche Öko-Pionier Ökoworld ließ sich genau so lang Zeit wie die milliardenschweren Konkurrenz aus Skandinavien (Nordea) und den Niederlanden (Robeco) und blieb in der Beantwortung der Fragen leider sehr unkonkret. Zugegebermaßen habe ich es nicht anders erwartet, da ich mir dort bereits persönlich nicht den besten Eindruck machen konnte.

Während Robeco zur Frage nach konkreten Engagement-Fällen lediglich eine allgemeine Beschreibung ihres Vorgehens einfügte und fünf der insg. 240 Fälle benannte, gaben Triodos und Nordea konkrete Beispiele und insbesondere letztere bestachen mit ihrem strukurierten Vorgehen und Reporting: betroffenes SDG/ Engagement Thema/ Übersicht/ Hintergrund/ Engagement Aktivität/ Outcome. Robeco ließ uns auf Nachfrage wissen, dass man weder die Beteiliungen an Kapitalerhöhungen noch Engagements über die veröffentlicheten Berichte hinaus (die leider nicht der Tiefe entsprechen, die uns interessiert) offenlegen. 

Fazit

Das klingt doch alles erstmal gar nicht so schlecht. Nach anfänglicher Begeisterung über die insgesamt doch ausführliche Rückmeldungen kam allerdings eine persönliche Enttäuschung auf:

Die Engagement-Fälle von Nordea und Triodos wirkten zunächst recht zahnlos. Mein Eindruck war, dass man da mit den Unternehmen telefonierte, sich erzählen ließ, was sich nachhaltigkeits-technisch verbessert habe, und man lobte und hinterließ noch eine kleine freundliche konstruktive Kritik. Gerade Triodos scheint einen versendeten Brief bereits als Engagement zu präsentieren. Auch bei Robeco bestehen die zwar präzise berichteten 609 Engagement-Aktivitäten aus 292 einfachen Schriftwechseln und 231 Telefonkonferenzen.

Vielleicht ist es hier zu viel zu erwarten, dass Missstände aufgedeckt und das Management mit allen Mitteln eines Aktionärs zur Besserung "gezwungen" werden wie es in Musterbeispielen für Shareholder Activism von zum Beispiel Engine No. 1 bereits in Einzelfällen gelungen ist. Ich habe hier für mich gelernt, dass Engagement nicht gleich Engagement ist.

Ehrlich gesagt hat mich das zunächst ziemlich demotiviert, weil ich persönlich viel in diesem Feld gesehen habe - und natürlich auch mit dem Narrativ von für Nachhaltigkeit kämpfende Fondsmanager in die Öffentlichkeit trete. Aber:

Das Thema Engagement ist jung und steht noch am Anfang. 

Erst wenn es in der Öffentlichkeit steht und nachgefragt wird, kann es sich erst zu dem Stadium weiterentwickeln, in dem wir es vielleicht von Anfang an gern hätten. Doch warum ist das so? Warum bleiben Branchenschwergewichte wie Robeco so zahnlos in ihrem Engagement - zumindest in dem, was sie nach außen kommunizieren?

Hier konnte Julius van Sambeck, der Fondsmanager von Ethius, erklären, nachdem ich ihn um Details zu deren Engagement-Fällen gebeten habe: Denn auch er möchte nicht, dass alle Details zu deren Kampagnen veröffentlicht werden. Warum das so ist und warum das wohl der grundlegendste Missstand in unserer aktuellen Form eines Aktionärs-Kapitalismus ist, erfährst du im nächsten und letzten Teil der Blog-Serie zu unserem Impact Report.

EDIT: Nach Rückfrage erlaubte Triodos uns doch einen tieferen Einblick in ihre Engagement-Aktivitäten, der uns positiv überraschte! Vor allem mit Starbucks, Cisco Systems und Nike engagede der niederländische Öko-Pionier intensiv und erfolgreich, was wir als eine der drei Leuchtturm-Engagements in unserem diesjährigen Investor Impact-Report aufführen. Im vierten und letzten Teil dieses Erfahrungsbericht kannst du dir den Report anfordern. 


Aber zunächst: Was ist Dein Fazit zu den Rückmeldungen der Fondsgesellschaften? 

Lass es uns in den Kommentaren wissen und gemeinsam diskutieren!


Dein Niklas von Finance 4Future & WertWende