#16 - Risiko beim (nachhaltig) Investieren

05.12.2022

Jede Form von Geldanlage ist mit Risiko verbunden, was uns die Covid-Pandemie und die Ukraine-Krise gerade erst deutlich vor Augen gehalten haben. Der wichtigste Grundsatz hier lautet: Risiken müssen gemanaged werden, nicht vermieden - denn das können sie gar nicht. Denn selbst Geld, dass du nicht investierst, führt zu Risiko: nämlich zum Beispiel zum Risiko, dass du deinen gewohnten Lebensstandard im Alter nicht halten kannst, wenn die gesetzliche Rente nicht reicht. In diesem Beitrag schauen wir uns an, was es mit Risiko eigentlich auf sich hat. Beim nächsten Mal erfährst du, wie du festlegst, wie viel Risiko du eigentlich eingehen kannst und solltest. 

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Objektive Risikotragfähigkeit vs. Risikobereitschaft als Persönlichkeitseigenschaft

Natürlich ist Risiko kein rein mathematisches Problem, sondern hat auch immer auch eine subjektive und sogar teils emotionale Seite. Deine persönliche Risikobereitschaft ist eine Persönlichkeitseigenschaft, die du bei deiner Geldanlage unbedingt mitberücksichtigen solltest. 

Während Wertschwankungen eines Investments manchen sogar einen Kick gibt, dreht sich bei anderen der Magen herum. Für beide Typen ist es sinnvoll, ihre Risikotragfähigkeit möglichst rational festzulegen und dann nochmal zu schauen, ob sich da nicht gravierende Unterschiede zur persönlichen Risikobereitschaft auftun.

Welche Risiken gibt es?

Lass uns erstmal anschauen, was genau hinter dem Begriff Risiko steckt. Es gibt im Wesentlichen zwei Arten von Risiko: Ausfallrisiko und Schwankungsrisiko.

Wenn die Firma, in die du investierst, pleitegeht, kann auch dein Geld unwiederbringlich weg sein. Dein Investment ist dann ausgefallen.

Die meisten Investments sind sogenannte "liquiden Investments" - das heißt du kannst oft täglich wieder aussteigen und dein Wertpapier wieder verkaufen und in Euro zurücktauschen (super, oder?). Damit das funktioniert, muss aber auch täglich der aktuelle Wert deines Investments bestimmt werden. Und der ändert sich, wenn sich gewisse Rahmenbedingungen ändern. 

Wenn zum Beispiel ein Unternehmen sich auf einmal einer großen Klagewelle entgegensieht wie es zum Beispiel beim deutschen Chemie-Konzern Bayer wegen des Kaufs der Firma Monsanto der Fall war, rechnen potentielle Käufer:innen deines Wertpapiers zumindest mit der Möglichkeit hoher Strafzahlungen, die den Gewinn des Unternehmens reduzieren oder sogar zu Verlust führen würden. Also wollen Sie weniger dafür bezahlen, als sie das gestern noch getan hätten - und als du vielleicht beim Kauf dafür bezahlt hast. Du hast also das Risiko, dass dein Investment im Wert schwankt.

Wie stark schwankt ein Investment? Das hängt davon ab, worin du investierst! Die Aktie von Bayer zum Beispiel weist eine Volatilität, also durchschnittliche jährliche Schwankung, von sage und schreibe 32 % auf.

Risiko managen mit einfacher Mathematik

Wie managen wir nun das Risiko? Mit Mathematik - und zwar mit Korrelation! Wenn du neben Bayer noch eine weitere Aktie hältst und sogar noch eine dritte, oder besser noch hunderte Aktien, die alle relativ unabhängig voneinander laufen, ist deine Rendite der Durchschnitt der Renditen aller Unternehmen. Aber deine Volatilität ist geringer - nur noch ~ 10 %!

Für genau diesen Zweck wurden Aktienfonds und ETFs erschaffen. Dort kaufst du mit einem Klick Teile an dutzenden oder hunderten Unternehmen gleichzeitig. In Fachchinesisch spricht man von Diversifikation, oder einfach Risikostreuung.

Wenn dir eine jährliche Schwankung von 10 % (im Durchschnitt - in einzelnen Jahren genauso auch mal mehr oder weniger!) immer noch zu viel ist, nutzen wir einfach nochmal Mathematik. Wenn du durchschnittlich 7 % Rendite im Jahr machst, es gleichzeitig im Schnitt um 10 % nach oben und unten schwankt - was bedeutet das für dein Ergebnis nach 2 Jahren, nach 3, nach 5? Mit einem längeren Anlagehorizont, steigt deine Wahrscheinlichkeit, am Ende auch mit einem Plus da zu stehen! 

Die Renditepyramide

Visuell können wir uns das anhand der Renditepyramide anschauen. In Abbildung 2 ist die Rendite gezeigt, die du gemacht hättest, wenn du zum jeweiligen Einstiegszeitpunkt am 01.01. des jeweiligen Jahres (vertikale Achse rechts) investiert hättest - und zwar auf der obersten Treppenstufe immer im jeweiligen Jahr, wenn du am Jahresende direkt wieder verkauft hättest. Alles von dieser Treppenstufe nach rechts Fortführende gibt dir die durchschnittliche Wert­entwicklung an, wenn du länger als ein Jahr investiert bist, bis zum jeweiligen Ausstiegszeitpunkt am 31.12. eines Jahres (horizontale Achse). Am besten liest du die Grafik also von rechts oben nach links unten.

Renditepyramike (Quelle: eigene Darstellung)
Renditepyramike (Quelle: eigene Darstellung)

Was sehen wir in der Renditepyramide? Viel grün. Nur sieben der letzten dreißig Jahre sind rot. 2000-2002 und 2008 waren die letzten großen Finanzkrisen vor Corona und Ukraine aktuell. Und selbst die waren spätestens nach 5 Jahren schon wieder "vergessen", wie du durch die erste hellgraue Linie angedeutet siehst. Nach der Corona-Krise haben sich die Kurse aufgrund der aggressiven Notenbankpolitik sogar in gerade mal einem Jahr wieder erholt. Wie lange das bei der Ukraine-Krise dauern wird, bleibt abzuwarten.

Fazit

Was sollst du hieraus mitnehmen? Auch wenn gelegentliche Krisen zu plötzlichen Kursverlusten an der Börse führen, sind die meisten Jahre positiv. Je länger du investiert bist - also je weiter du in der Grafik nach rechts unten gehst - desto sicherer ist es, dass du im Schnitt im Plus bist trotz vorübergehender Kursverluste.

Das schlechteste Szenario der vergangenen 30 Jahren, wenn du mindestens 15 Jahre lang investiert warst, war Einstieg Anfang 2000 und Verkauf Ende 2014 - und selbst hier hättest du eine durchschnitt­liche Wertentwicklung von +3,12 % pro Jahr gehabt. Aus einer Anlage von 10.000 € wären 15.850 € geworden - gar nicht so übel dieses schlechtmögliche Szenario, oder? Genug der Mathematik! Daran kannst du aber sehen, wie viel Sicherheit du bei deinen Finanzen erlangen kannst, wenn du dich einmal rational damit beschäftigst. 

Im nächsten Blog-Beitrag behandeln wir, wie du die für dich passende Geldanlage findest anhand deiner Ziele und deines Sicherheitsbedürfnisses. Wenn du das nicht verpassen möchtest, lade ich dich herzlich ein, unseren Finance 4Future-Newsletter zu abonnieren. Dort gibt es alle zwei Wochen die wichtigsten Neuigkeiten zu Nachhaltige Finanzen und immer einen konkreten Tipp für dich: Einfach hier klicken.


Dein Niklas von

Finance 4Future