#25 - Nachhaltige ETFs: Was ist der Unterschied zwischen ESG und SRI?
Die Finanzbranche entdeckt (zum Glück) Nachhaltigkeit für sich. Ein nachhaltiger ETF und grüner Fonds nach dem anderen sprießen aus dem Boden deklariert als ESG, SRI, best-in-class und vielem anderen, was kaum wer versteht - inklusive der meisten Finanzberater:innen. Aber was bedeuten diese Akronyme eigentlich und wie unterscheiden sie sich? In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die Welt der nachhaltigen ETFs und beleuchten den Unterschied zwischen ESG und SRI.
Was sind ETFs?
Exchange Traded Funds, kurz ETFs, sind eine beliebte Form der Investition. Sie ermöglichen es Anlegern, in mit wenig Aufwand und minimalen Kosten in hunderte, teils tausenden Unternehmen aus allen Branchen und Ländern der Welt zu investieren. Diese Streuung senkt dein Risiko, weil branchenspezifische und regionale Ereignisse deine Geldanlage nicht betreffen. In den letzten Jahren hat sich ein besonderer Schwerpunkt auf nachhaltige ETFs gelegt, die in Unternehmen investieren, die ökologische und soziale Kriterien erfüllen.
ESG – Fundament beim Nachhaltig Investieren?
ESG steht für Environmental, Social und Governance (gute Unternehmensführung) – drei Schlüsselaspekte, die bei der Bewertung von Unternehmen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsleistung berücksichtigt werden. Aber es hat einen Grund, warum viele Anleger:innen der Finanzbranche Greenwashing vorwerfen, wenn sie mal genauer in ihre vermeintlich nachhaltigen Anlageprodukte schauen: ESG-Ratings bewerten nämlich nicht, wie nachhaltig Unternehmen sind. Zumindest wenn man das so versteht, wie nachhaltig die Produkte und Leistungen dieser Unternehmen sind und welchen Einfluss es damit auf die Welt hat (inside-out).
Stattdessen wird die umgekehrte Perspektive eingenommen: welchen Einfluss hat die Welt auf das Unternehmen? Wie beeinflussen Nachhaltigkeitsthemen dessen finanziellen Erfolg (outside-in)? ESG-Ratings sind in ihrem Ursprung ein Tool zum Risikomanagent. Daher kommt es durchaus zustande, dass ein Öl-Konzern ein ordentliches ESG-Rating hat, wenn er seine Hausaufgaben macht vor allem auch in der Öffentlichkeitsarbeit, die die Entstehung von potenziell bedrohlichen Skandalen eindämmen kann. Das ist in der Regel nicht das, was nachhaltig Investierende vorstellen…
SRI für wirklich nachhaltige Geldanlage?
Ein weiteres Konzept, das im Kontext nachhaltiger Investitionen auftaucht, ist SRI – Socially Responsible Investing. Dieser Ansatz geht einen Schritt weiter als und bezieht über das reine ESG-Risikomanagement tatsächlich ethische Werte mit ein und schließt kategorisch Kontroversen wie Tabak oder Waffen aus. Hier beginnt dann das, wonach die meisten Investor:innen suchen.
Das Ergebnis lässt sich einfach in der Zahl der enthaltenen Unternehmen ablesen: Während bei beim normalen ETF 1600 Unternehmen enthalten sind, bleiben im ESG-ETF noch 1200 übrig. Der SRI-ETF investiert schließlich nur noch in 500 Titel. Das muss übrigens kein Anlass zur Sorge bereiten, ob man noch ausreichend diversifiziert ist und sein Geld in genug Unternehmen streut. Mathematisch tut sich da kaum was, da sich ab 80-100 weltweit und durch alle Branchen verteilten Titeln ein gewisse Sättigung einstellt.
Fazit
Letztendlich hängt die Wahl zwischen ESG- und SRI-ETFs von deinen individuellen Präferenzen als Anleger:in ab. Auch der ESG-Ansatz mit eigentlich rein finanzieller Motivation spielt eine wichtige Rolle bei der Nachhaltigkeitstransformation. Durch ihn werden Nachhaltigkeitsrisiken anerkannt und eingepreist zum Beispiel aus vom Klimawandel verursachten Extremwetterphänomenen oder Aufständen und Streiks von Fabrikarbeiter:innen bei sozialen Problemen. Damit wird dem Kapitalmarkt quasi die Chance geboten, diese Probleme durch reine Gewinnabsicht zu lösen. Und dass der Kapitalmarkt bei Aussicht auf Gewinne schnell reagiert und immense Kräfte mobilisieren kann, haben wir alle bei der Entwicklung des Covid-19-Impfstoffs gesehen. In diesem Sinn ist tatsächlich ESG das Fundament beim nachhaltigen Investieren.
Mit SRI-ETFs wirst du weniger Kontroversen in deinem Depot finden (oder natürlich auch deiner steueroptimierten Fondspolice - unseren Vergleich Depot vs. Fondspolice kannst du HIER lesen). Wenn dir neben der ethischen Frage, woher du deine Rendite bekommst, auch daran liegt, mit deiner Geldanlage aktiv über die Gewinnabsicht des Kapitalmarkts hinaus etwas zu bewirken, solltest du ohnehin eher auf die Wahl des ETF-Anbieters achten als auf die Wahl des genauen Produkts.
Gerade themenspezifische ETFs wie "Global Clean Energy" suggerieren oft, dass man damit dann wirklich etwas Positives bewirkt. Das ist leider falsch, wenn man sich die Wirkmechamismen des Kapitalmarkts anschaut. Viel wichtiger ist, dass bei Aktien die Stimmrechte vom Fondsmanagement nachhaltig genutzt werden wie du HIER weiterlesen kannst.
Dein Niklas von Finance 4Future